Zeit zu (über)Leben

Vollständiges Bewusstsein ist drin!
Die Definition des Unterbewusstseins

Wenn ich Ihnen sage, dass Sie Ihr Unterbewusstsein vollständig bewusst machen können und dass das dazu noch sehr sinnvoll sein könnte, wird sich bei Ihnen sicher Widerstand regen. Wissen wir doch, dass ein Unterbewusstsein integraler Bestandteil von 'Gesundheit' ist und dass wir ohne es sterben müssen...
In esoterischen und religiösen Kreisen wird die 'Bewusstwerdung' andererseits zum gähnen oft gefordert, so dass man es von beiden Seiten betrachtet kaum noch hören kann.
Ich wage aber den Versuch, das Thema von einer dritten Seite anzugehen, die man als eher als von wissenschaftlichem Interesse getrieben sehen kann.
Was bedeutet also dieses inflationär gebrauchte Wort 'Bewusstwerdung'?
Es bedeutet zuerst, dass wir Unbewusstes haben, das bewusst werden kann. Wenn man es denn will.
 
Zuerst müssen wir einiges definieren und zum Teil erfinden, damit der Komplex tatsächlich religiös, philosophisch und naturwissenschaftlich standhält, denn diese drei Aspekte des Menschseins müssen immer gleichwertig anwesend sein, um ein tragfähiges und umfassendes Gesamtbild ergeben zu können. Wenn ein Aspekt fehlt, fehlt schon ein Aspekt.
Die erste Frage stellt sich, banal, aber wichtig:
Wo findet dieses innere Erleben denn überhaupt statt? Klar, innen. Aber was ist das? Die Seele? Ist mir zu religiös besetzt und zu definitionsarm. Es sagt mir ehrlich gesagt nichts, außer, dass es irgendwo innen ist, vielleicht nicht mal das. Geist? Auch so schwammig.
Was kann man denn ableiten? Ich denke, also bin ich. Ich denke, ich habe Gedanken und Gefühle.
Worüber sich irgendwie keiner Gedanken macht ist, dass, wie bei einer Welle, ein Medium für die inneren Vorgänge vorhanden sein muss. Es muss etwas geben, in dem Gedanke und Gefühl stattfinden und überhaupt stattfinden können! Gehen wir vorsichtig davon aus, dass jedes Wesen, dass zu Gedanken und Gefühlen, in welcher Form auch immer, fähig ist, dieses Etwas haben muss. Ich gehe davon aus, dass Gedanken und Gefühle zwei Aspekte haben, den 'körperlichen' und den, ja, man kann es wohl nur den 'spirituellen' nennen. Der körperliche bedeutet ein Strömegewitter im Gehirn, Myriaden von Nullen und Einsen, die den Gedanken formen. Der andere Aspekt entzieht sich der Definition. Wenn man den Denkprozess mit dem Boulespiel vergleichen mag, dann ist das aneinanderstoßen der Kugeln, das weg schlagen der einen durch die andere Kugel der körperliche Aspekt, eine Nervenzelle stößt die andere an. Dabei entsteht aber ein Geräusch, ein 'Klack'. Das ist der Gedanke, den wir wahrnehmen. Jetzt ist die Frage, worin wir ihn wahrnehmen! Wenn man zu sich selber vordringt und es im Kopf leiser und leiser wird, kann man beginnen zu erfahren, was dieses Etwas ist:
Raum.
Da ist ein Raum in unserem Kopf, ein unendlicher Raum, der in alle Richtungen geht, eine kugelförmige Sphäre mit 'uns' als Mittelpunkt, in dem unsere Gedanken und Gefühle passieren. Ich habe keine Ahnung, ob das ein physikalischer, ein spiritueller, ein metaphysischer oder sonst was für ein Raum ist, aber er ist da! Und ich bin überzeugt, dass nicht Gedanke und Gefühl das Innere eines 'Wesens' definieren, sondern nur dieser Raum! Denn in allen Wesen ist dieser Raum unterschiedlich angefüllt, es ist leicht einzusehen, dass das, was in einem Menschen passiert anders ist als das, was in einer Qualle vorgeht, oder zum Beispiel in einem Computer. Gleich ist aber allen – der Raum an sich. So könnte man davon ausgehen, dass sogar ein Stein, zwar keine Gedanken und Gefühle, aber doch diesen Raum hat, leer, frei, eine perfekte Meditation. So könnte man davon ausgehen, dass ein physikalischer Körper, egal welcher Art, einen solchen Raum erzeugt. Weil wir ihn haben. Dann müssen ihn auch Tiere haben, dann müssen ihn auch Pflanzen haben, durch die hochkarätigen 'Denkprozesse' eines Computers könnte man auch annehmen, dass sogar 'tote' Dinge ihn haben könnten...
Wäre das nicht wundervoll? Wenn jedes Ding, jedes Wesen, jeder physikalische Körper diesen Raum, diese 'Seele' hätte? Aber wie nennen wir ihn nun? Ich schlage vor:
Anwesenheitsraum.
Der Raum, der in allen Anwesenheiten, sei es Mensch, Tier, Stein oder Videorecorder anwesend ist. Der Raum, den jede 'Anwesenheit' eines physikalischen Körpers erzeugt. Der Raum, den jedes Wesen, jedes Ding auf seine Weise füllt, der aber selbst in allen gleich ist.
Der Anwesenheitsraum.
Wenn man sich an das Wort gewöhnt hat, ist es als Definition ganz passabel.
Die inneren Ereignisse finden also im Anwesenheitsraum statt. Dort müssen zwei Bereiche sein, die irgendwie von einander getrennt sind: Bewusstsein und Un(ter)bewusstsein. Was ist das denn nun?
Da wir als Menschen nur zu zwei Arten von inneren Ereignissen fähig sind, nämlich Gedanken und Gefühle, kann sowohl der bewusste, als auch der unbewusste Anteil nur daraus bestehen und zwar ausschließlich! Nichts anderes, nichts geheimnisvolles, nichts unbekanntes, nur Gedanke und Gefühl.  Wahrnehmung und Sinneseindrücke sind dort einzureihen. Dazu kommt noch das 'vegetative' Unbewusste, Reizfilterung, Lebensfunktionen, da haben wir nichts verloren. Das ist aber dann alles. Und das nimmt schon viel Angst davor, womit man es dort zu tun haben könnte!
Unsere bewussten Gedanken und Gefühle stellen kein Problem für uns dar, wir kennen sie, wir denken und fühlen sie, jeden Tag. 'Was mache ich zu essen, ich brauch noch 'ne Fahrkarte, Gott, würd' ich dem gern auf die Fresse haun...', sowas eben.
Was ist der Unterschied zum Unbewussten Anteil?
Es müssen ganz genau solche Gedanken und Gefühle sein! Aber welche, die wir nicht ertragen, warum sei erst einmal dahingestellt. Gedanken und Gefühle, die wir nicht wollen, nicht können aber trotzdem haben! Und der ganze Trick ist, dass wir diese Gedanke und Gefühle – ignorieren!
Ignorieren, ignorieren!
Während des Denkens und Fühlens wird keine Miene verzogen, es wird so getan, als wäre gar nichts los, obwohl man gerade die 'abartigsten' oder schmerzvollsten Dinge denkt und fühlt. Und in Wirklichkeit ist da überhaupt nichts abartiges, weil das in allen so ist. Also ist es völlig normal!
Auf die Themen will ich hier im Detail nicht eingehen, nur soviel, es geht um Sex, Gewalt, schmierig, eklig. Verletzungen, Demütigungen. Und von allen das Tiefste und Schwärzeste. Es geht um Leid, Schmerz. Wenn man es in seiner ganzen schrecklichen Schönheit sehen mag, kann man es nur als so etwas wie das 'Leiden Christi' bezeichnen, oder den Dschihad, oder die verzweifelte Suche nach Erleuchtung.
Wenn also diese Gedanken und Gefühle gedacht und gefühlt wurden, ignoriert, dann werden sie augenblicklich vergessen, bzw. verdrängt. Und falls man aus irgendeinem Grund darauf angesprochen würde, ginge man lieber mit wehenden Fahnen ins Grab, als zuzugeben, was man da gerade in seinem Anwesenheitsraum vorgehen hatte. So ist die Lüge an sich die Vorstufe zum Unterbewussten. Denn wenn man es geschafft hat, so sehr zu lügen, dass man es selbst glaubt, dann ist die Wahrheit an der Stelle ins Unterbewusstsein gewandert! Nebenbei sagt die Lügenforschung, dass der Durchschnittsmensch so ungefähr 200 Mal am Tag lügt. Viel Stoff fürs Unterbewusstsein.
Und so bleibt das Unbewusste kollektiv unbewusst, weil sich außer Psychotikern keiner da ran traut...
Warum sollte man auch?
Warum? Vielleicht, weil die Lebensqualität des Einzelnen dann in einer Weise steigen würde, die man mit Unterbewusstsein kaum ermessen kann? Stellen Sie sich nur mal vor, einfach mal spinnen, dass man alles, was da 'drin' ist und sein kann, bewältigt hätte...
Wie frei, wie frei müsste man dann sein?
Wie leicht, wie gelassen, wie zufrieden, wie glücklich?
So sehr, dass man den Schmerz, der dahin geführt hat als geringen Preis ansehen kann! Wenn man aber noch in diesem Schmerz ist, wird man das kaum sehen wollen.
Das Unterbewusstsein besteht aus ganz normalen Gedanken und Gefühlen, die während des Denkens und Fühlens ignoriert werden, weil sie weh tun würden, wenn man sie ansähe. Danach werden sie 'vergessen' und, darauf angesprochen, verleugnet bis ins Grab.
Das ist die schlichte Definition des gedanklich-emotionalen Unterbewusstseins.
Und gleichzeitig der Schlüssel dazu! Denn wenn man den Mechanismus kennt, braucht man quasi nur einen Schalter umzulegen, und ein komplettes und gänzliches Bewusstsein ist möglich!
Nicht mehr ignorieren, nicht mehr vergessen, nicht mehr verleugnen! Das ist lernbar, ohne Zweifel. Denn das Unterbewusste ist kein Ort, es ist ein Weg, um mit den ungewollten Gedanken und Gefühlen umzugehen! Natürlich ist das Problem, dass diese Gedanken schon das Potential haben, bei Überdosierung in den Wahnsinn zu treiben, wenn sie einen unvorbereitet treffen. Denn es ist nicht nur Leid, es ist auch pures Überleben, es ist auch alles 'Böse' dieser  Welt! Das ist kein Gerede. Wenn Sie sich diesen Weg aussuchen, sein Sie darauf gefasst, dass Ihr Selbstbild komplett und mehrfach den Bach runter geht! Eine Maske nach der anderen geht zu Bruch, ein Ego wird nach dem anderen gekillt, eine Lüge nach der anderen wird aufgedeckt und das tut alles so scheiße weh und es dauert Jahre und Jahre bis man damit umgehen gelernt hat... aber dann wird es immer besser. Und auch wenn Ego auf Ego zu Bruch gehen wird, 'Sie' werden immer 'Sie' sein, darauf können Sie sich verlassen! Ihr Selbst ist nicht zerstörbar, außer durch Sie selbst.
Man kann die Angst vor der Wahrheit verlieren, weil man sie ohne Wertung schlicht annehmen kann.
Diese drei Verbündeten können wir mit ins Feld nehmen:
Annehmen, Loslassen, Vergeben!
Diese drei, die eigentlich eins sind, sind das universelle Mittel gegen das Leid. Sie funktionieren nur nicht, wenn man sie nicht anwendet!
Wenn man sie wirklich anwendet, sind sie unfehlbar! Und sie führen zur absoluten inneren Freiheit und Ruhe, der Anwesenheitsraum wird nahezu leer, der Tod wird nur als würdiger Höhepunkt des Lebens gesehen, den man völlig angstfrei annehmen kann. Der letzte Schritt zu völligem und absolutem Einklang. Die Frage 'Wer bin ich?' ist ohne diesen Weg nicht umfassend zu beantworten. Wenn man die unbewussten 2/3 der Person aus dieser Rechnung ausschließt, kann jede Antwort nur eine Scheinantwort werden.
Selbstvergebung und Selbstoffenbarung sind Vergebung und Offenbarung für den anderen. Wenn man universelle Vergebung erreicht und man erreicht sie nur nicht, weil man sie nicht erreichen will, ist die Welt auf einmal nicht mehr schlecht und böse. Sie ist einfach, wie sie ist und jeder versucht nur, auf seine Weise glücklich zu werden. Und sie hat für (fast) jeden die Möglichkeit, das Leid zu überwinden! Denn annehmen, loslassen und vergeben kann jeder! Ob man das will und wie umfänglich man das dann macht, bleibt jedem selbst überlassen.
Glück ist die Abwesenheit von Leid!
Glück ist das bedingungslose willkommen heißen von dem, was ist!
Diese beiden sind äquivalent. Und sie zeigen, dass man sein Glück aktiv herbeiführen kann!
So schmerzhaft und langwierig dieser Weg auch sein mag, unübersichtlich, steinig, so sehr die Angst vor Veränderung auch dagegen redet, so sehr lohnt es sich, wenn man angekommen ist! Wenn man die verlorenen 2/3 seiner Person, die durchs Unbewusste irgendwie abhanden gekommen waren, wiedergefunden hat.
Dann wird das Glück den Schmerz ablösen, die Freiheit die Ketten und es wird sich zeigen dass das Ziel genau dieser Weg war!
Hin zum umfassenden Loslassen, in das man sogar den Tod mit einschließen kann. Wenn man das geschafft hat, wird Nirwana sein.
Dann wird es gut sein.

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